2006-05-12


Aas am Wegrand

Erinnerst du dich, an jenen lauen Sommertag,
Der letzte Widerhall war noch nicht lang vergangen,
Als am Wegesrand dies formlos Gräuel lag,
Kaum mehr als modrig Ass, den Krähen verschlangen.

Sorgsam schautest du ihr zerbrochnes Antlitz dort,
Wo ich würgte, stumm, vom Gestank gebeutelt,
Und der Sonne Wärme wie unsäglich weit fort,
Ein Schauer dieser trotz, mein Herz erlahmt.

Nicht wie ein Mensch, noch wie ein wildes Tier,
Dem Trotz, wolltest du dies hohle Fleisch verzehren,
Getrieben von mir unvergesslich eingebrannter Gier,
Da viel von dir ab, was Wahnhaft sie verwehren.

Ich riss mich los, so sah ich vieles längst nicht mehr,
Da die Erkenntnis, diese, mir noch immer fürchterlich,
Was dar lag, einem Opfer dir, an jenen wüsten toten Meer,
Was verwest und faulig dort am Boden, das war ich.

Glaub ich

Klagen möchte man,
wie diese Klänge
Die doch nie verstummen,
An Warmen Sommertagen,
Mit dem Spaziergang,
Ein bisschen Ruhe,
Die erstickt
von Klaggesang,
Noch lauter
zu vernehmen ist,
Ist dein Flüstern,
deine Stimme,
folgsamen Litaneien,
Der Verdammnis inbrünstig
Mir banger wirst,
erstarrten Hall,
In mein, oh mein
Verlangtes Wort,
nur Eines
ein einziges
Nicht genug erübrigt.
Nun schweigst du,
ich weiß nicht
Schon lange nicht
was du siehst,
Wenn so unsäglich
Manchmal qualvoll
Sich dein Blick
In Unendlichkeit
Sich mir verliert
Ich glaube;
Du liebst mich.

Glaskind

Kindlein, tanzend Kind
Drehst dich so geschwind
Aus Glas dein kleines Herz
Tanzt in Schuhen aus Erz.

Gewalt

Ein Messer ist
Der Tod der Seele
Ein Schrei frisst
Sich aus der Kehle
Ein Moment
Brutal herausgerissen
Dokument
Schlechtem Gewissens
Verrenkt
Die zarten Glieder
Geschenkt
Blutiges Mieder
Grausam
Spiel vom Licht
Einsam
Vergiss es nicht

2006-02-20


UPDATE 2, oder "Ein Tag im Winter"

Alles ist weiß.
Die Landschaft versingt unter deim weißen Tuch des Winters, die Ader meiner linken Hand tritt beim tippen hervor. Ich erahne Schmerzen, halte inne und schreibe weiter. Wenig von meinem Studienalltag habe ich erzählt, wenig über die Menschen denen ich begegnet bin.
Doch das ist nicht die Aufgabe meiner Texte, nicht mein Leben ist Objekt der Betrachtung, sondern die Betrachtung an sich.

Es ist kalt,
aber vielleicht schreibe ich noch etwas.

2005-12-30


9 Haiku


I
Der Regen ist kalt.
Langsam fließt, in Strömen fort,
Was Leben verheißt.

II
Feuer knistert leis,
Selbst das Flammenmeer ist still,
Ein Leben vertilgt

III
Schimmernd der Kristall
Glimmerwerk und bunter Staub
Langsam tief erwächst

IV
Licht, sachte und hell
Bannt all die dunklen Schatten
Macht die Ränder scharf

V
Im Eis, erfroren
Sterbliche Hülle verbleibt
Das Wasser im Traum

VI
Die Nacht ist erwacht
Die Eulen tanzen zum Schein
Wie die Klänge hier

VII
Grüne Gärten dort
Will nur nicht immerzu fort
Weile diesem Ort

VIII
Menschen sterben schnell
Hören keine Klageruf
Der Natur erbracht

IX
Nur ein Augenblick
Junges Blut, der Laub so rot
Bitterkeit, der Herbst

20 Senryu

I
Ein Stern wird fallen
Alles findet ein Ende
Nur Hoffnung verbleibt

II
Ich, nur ich sehe
Dies Herz, ganz allein, für mich
Schlägt still, vergessen

III
Kammermusik klingt
Verlassene Eitelkeit
Erinnerungen

IV
Abends, ist es still
Ich weiß nicht, wo Zuhause
Einmal werden kann

V
Kinderstimmenwirr
Ob Tränen oder Lachen
Werd nie erwachen

VI
Korallen sterben
In der tiefen See allein,
Bunter Regenstein

VII
Singe und auch ich,
Ja, auch ich werde singen,
Nur du, wirst hören

VIII
Es raschelt ganz sacht
Deines Atems Hauch, im Schlaf
Ein Moment des Glücks

IX
Gott, will heut sterben
Springt vom Fernster, ach so hoch
Ich sehe Scherben

X
Einundzwanzig Gramm
Das Gewicht aller Seelen
Weißer Staub im Wind

XI
Sterben ist ganz leicht,
Zähle nur die Stunden nicht,
Darin liegt die Kunst

XII
Schließe die Augen
Schmeiß fort die Eitelkeiten
Warte nicht länger

XIII
Lächle und sehe
Die Welt lächelt mit dir
Blicke nicht zurück

XIV
Weine, wunden Blicks,
Und du weinst immer allein,
Hör nur auf dein Herz

XV
Verbitterung bleibt
Im Auge des Betrachters
Nur Illusion

XVI
Wo bleibe ich heut,
Da der Regen mich verfolgt,
Im Geist, die Sonne

XVII
Andenken gibt Sinn
Wer es doch nur sehen will
Bezeugt mein Leben

XVIII
Achterbahnfahrten
Rundherum nur noch Schemen
Der Himmel ist blau

XIX
Nur eines bleibt hier
Meine Worte in der Früh
Ich von Liebe sprach

XX
Am Anfang verfolgt,
Ist das Ende allein dann,
Wenn wir vergessen

2005-12-12


Salve Farnelia

I

Salve Farnelia,
Ich grüße dich.

Lange hab ich dich betrachtet,
Unverhohlen, mit leeren Augen,
Dein Lächeln so kalt beachtet,
Als könnt ich´s dir nicht glauben,

Dass was zurückbleibt ist die Zeit,
Nur noch um sich umzuschauen,
Um da zu sehen, du bist fort,
Und das Eis beginnt zu tauen.


II

Salve Farnelia,
Ich grüße dich.

Der Frühling ist noch immer fern,
So denk ich, wenn ich dich sehe,
Wie du lächelst, ein kalter Stern,
Wenn ich leidend zu dir gehe.

Sind meine Worte, auch so hohl,
Bar des Herzens, durch das sie speist,
So wünsch ich dir doch alles Wohl,
Ruh aus, las weilen den müden Geist.